Gesundheitsprobleme durch Überzüchtung bei Französischen Bulldoggen
Seit Jahrhunderten hat die gezielte Zucht von Haustieren eine Vielzahl unterschiedlicher Rassen hervorgebracht. Während das Ziel stets gesunde Tiere sein sollte, gibt es leider Fälle, in denen selektive Zucht zu gesundheitlichen Problemen geführt hat. Begrenzte Genpools, Inzucht und Modetrends haben dazu beigetragen, dass manche Rassen mit schwerwiegenden genetischen Störungen zu kämpfen haben.
Selektive Zucht und gesundheitliche Folgen
Durch Züchtung werden bestimmte Merkmale über Generationen hinweg verstärkt. Während dies in vielen Fällen zur positiven Entwicklung von Rassen geführt hat, gibt es auch Schattenseiten: Werden extreme Merkmale bevorzugt, kann das für die Tiere erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Genetische Defekte treten häufiger auf, da bei der Verpaarung oft eng verwandte Tiere oder solche mit bereits bestehenden Problemen verwendet werden.
Kurzköpfige Rassen und Atemprobleme
Ein besonders bekanntes Beispiel ist die sogenannte Brachyzephalie, also die Verkürzung des Schädels, die bei bestimmten Rassen bewusst gefördert wurde. Die Französische Bulldogge gehört zu diesen kurzköpfigen Rassen, ebenso wie die Englische Bulldogge, Mops, Boston Terrier, Pekinese und der Shih Tzu. Diese Hunde leiden oft unter dem sogenannten brachyzephalen obstruktiven Atemwegssyndrom (BOAS), das durch verengte Nasenlöcher, ein zu langes Gaumensegel und eine deformierte Atemstruktur verursacht wird.
Dadurch fällt ihnen das Atmen schwer, insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder hohen Temperaturen. Viele dieser Hunde schnarchen, keuchen und ermüden schneller als normal. In schweren Fällen können sie sogar ohnmächtig werden oder erhebliche gesundheitliche Folgeprobleme wie Herzkrankheiten entwickeln. Zudem können weitere gesundheitliche Einschränkungen wie Zahnfehlstellungen, Wirbelsäulenprobleme oder Gelenkerkrankungen auftreten.
Einige Beispiele von weiteren Rassen mit gesundheitlichen Problemen durch Überzüchtung:
Persönliche Erfahrungen und Standpunkt
Ich bestreite keinesfalls, dass viele Französische Bulldoggen gesundheitliche Probleme haben. Auch unser Bruno musste an der Nase und am Gaumensegel operiert werden, um besser atmen zu können. Und bei Frieda wurden die Nasenlöcher geweitet. Doch wir hatten mit Emma bis zum letzten Tag an keine keine typischen Atemwegsprobleme und auch Rudi scheint topfit zu sein und zeigt keine Anzeichen von Atemwegsproblemen. Mir ist also sehr wohl bewusst, dass gesunde Französische Bulldoggen leider die Ausnahme sind.
Unsere geliebte Emma mussten wir nach einer Erkrankung der peripheren Nerven erlösen. Die Diagnose haben wir hierzu bei Dr. Kai Rentmeister, Tierärztliche Praxis für Neurologie bekommen. Bruno verloren wir an Lungenkrebs, der in unserer damaligen Haustierarztpraxis im Röntgenbild festgestellt wurde, Frieda hat mit fast neun Jahren einen Bandscheibenvorfall bekommen (Diagnose durch Anicura Babenhausen), und Rudi ist seit seinem ersten Lebensjahr ein Allergiker, zum Glück reagiert er nur auf Geflügel, Rind sowie Grasmilben.
Doch all diese Krankheiten sind nicht rassetypisch, sondern treten auch bei vielen anderen Rassehunden und Mischlingen auf.
Was mich jedoch schon sehr lange stört, ist der Begriff „Qualzucht“, der immer wieder in Bezug auf Rassehunde fällt. Gerade auf die Nennung der Französischen Bulldogge mit dem Begriff "Qualzucht"
haben sich einige total eingeschossen.
Was soll ich dazu nur sagen? Also eins zum klarstellen: Meine Hunde stammen nicht aus einer Zucht, in der sie gequält wurden, daher stehe ich auch in keinster Weise hinter dem
Begriff "Qualzucht", da es für mich einfach das falsche Wort hierfür ist. Ich bevorzuge einen Begriff wie „Defektzucht“, da er sachlicher beschreibt, dass bestimmte Zuchtlinien gesundheitliche
Probleme mit sich bringen können, ohne pauschal von Tierquälerei zu sprechen.
Ich werde unter meinen Fotos und Beiträgen bewusst nicht den Hashtag #Qualzucht verwenden, nur um mehr Aufmerksamkeit, Likes und Klicks zu bekommen. Meine Hunde sind für mich Individuen mit Namen und Persönlichkeiten, keine Schlagwörter. Ähnlich wie ich meine Familie und Freunde nicht auf mögliche Einschränkungen reduziere (und z.B. eine Hashtag #Schwerbindertenausweis setze), möchte ich meine Hunde nicht auf ein Krankheitsbild reduzieren.
Sprache hat Macht, und für mich fühlt es sich einfach falsch an, über Lebewesen in solchen Begriffen zu sprechen.
Nehmt doch einfach andere Begriffe für das Wort „Qualzucht“:
Und merkt ihr was? Die Begriffe sagen das gleiche aus, hören sich aber nicht so eklig böse an, wie Qualzucht!!!
Mehr zur Erkrankung der peripheren Nerven: https://www.tierneurologie.de/download/artikel/polyneuropathien.pdf
Mehr zu Lungentumoren:
Lungentumoren | AniCura Deutschland
Mehr zum Bandscheibenvorfall:
Bandscheibenvorfall Hund, Dackellähme, Lähmung, Schmerz | AniCura Deutschland
Und natürlich verlinke ich auch zu Informationen der Brachyzephalie:
Brachyzephalie I Alles was Sie wissen sollten | AniCura Deutschland